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3.1 Stadt des (Kunst)Handwerks
„Made in Nuremberg“ war in Nürnbergs Blütezeit ein Qualitätsmerkmal. Handwerksprodukte aus Nürnberg gingen dank des großen Handelsnetzes in alle Welt. Als Nürnberger Witz wurden die zahlreichen Erfindungen aus dem Handwerk sprichwörtlich. Dieser Raum zeigt Ihnen die Vielfalt und auch die Besonderheiten des Nürnberger Handwerks.
Dieser Fußharnisch ist ein Beispiel Nürnberger Handwerkskunst. Er wurde von den sogenannten Plattnern aus Eisenplatten hergestellt, die zu einer Rüstung zusammengesetzt wurden. Die Platten sorgten für Schutz vor Stichwaffen und Geschossen. Hier war große Kunstfertigkeit gefordert: Denn der Harnisch sollte schützen und zugleich den Träger bewegungsfähig halten.
Doch nicht nur die Plattner waren an der Herstellung beteiligt. Harnischpolierer glätteten die einzelnen Platten, weil glatte Oberflächen besseren Schutz boten. Lederer steuerten Riemen bei, die die Platten zusammenhielten.
Drahtzieher lieferten Kettenhemden, die entweder unter der Rüstung getragen wurden oder einzelne Körperteile zusätzlich schützten.
Das Waffenhandwerk und die Eisenverarbeitung waren die wichtigsten Handwerkszweige in Nürnberg. So konnten dank der Nürnberger Erfindung des Drahtzugs hochwertige Kettenhemden und viele andere Produkte hergestellt werden.

Der Draht wurde von den Drahtziehern durch immer kleiner werdende und unterschiedlich geformte Löcher gezogen und dadurch immer dünner. Anschließend wurde der Draht zu Rollen aufgewickelt. Hieraus konnten später Kettenhemden oder auch Nadeln entstehen. Zu Beginn zog man den Draht mit einer Zange, später nutzte man die Wasserkraft und entwickelte sogar einen mechanischen Drahtzug.
Obwohl Harnische wie der hier gezeigte überwiegend für Fußsoldaten hergestellt wurden, wurden sie auch von Offizieren getragen. Auf dem Bild sehen Sie den Feldhauptmann Sebald Schirmer, der sich 1545 in einem ebensolchen Fußharnisch malen ließ.
Neben Waffen und anderen kunstvollen Handwerksobjekten wurden in Nürnberg auch Alltagsgegenstände für den Export gefertigt. Ein Beispiel dafür ist der Sabbatleuchter. Er war für Jüdinnen und Juden von großer Bedeutung. Kurz vor Sonnenuntergang wurde der Sabbatleuchter entzündet und leitete den Feiertag ein. In der Zeit der Herstellung des Leuchters durften allerdings keine Jüdinnen und Juden in Nürnberg leben. Dieses Verbot galt vom Ende des Mittelalters bis ins 19. Jahrhundert.
Dieser Leuchter wurde von Rotschmieden hergestellt. Als Rotschmiede wurden Handwerker bezeichnet, die Messing und Messingerzeugnisse verarbeiteten. Nürnberger Messingprodukte waren sehr begehrt. Sie wurden bis nach Afrika, Südamerika und Indien gehandelt.
Die Zünfte spielten in vormodernen europäischen Städten eine große Rolle. Sie regelten das Handwerk und legten Qualitätsstandards fest. In Nürnberg waren Zünfte jedoch verboten. Hier bestimmten Angehörige des Rates der Stadt die Geschicke der einzelnen Handwerke. Dennoch bildeten die Handwerker Gruppen, die ähnlich wie Zünfte funktionierten, aber keinen politischen Einfluss haben durften.
Wenn diese zusammenkamen, wurden besondere Traditionen und Rituale gepflegt. Zeuge davon ist der Willkomm-Pokal der Nürnberger Gewürzbeschauer. Besonders geehrten Personen wurden aus diesem Pokal Getränke gereicht. Dazu zählten freigesprochene Lehrlinge oder neu aufgenommene Gesellen und Meister. Die Gestaltung des Pokals war wichtig: Je prächtiger der Willkomm-Pokal war, desto reicher und angesehener wurde das Handwerk wahrgenommen.
Ähnlich funktionierte auch die Schleifkanne: Aus ihr tranken Lehrlinge ihren Gesellentrunk und wurden so zu Mitgliedern der Gemeinschaft des jeweiligen Handwerks.
Auch die Flügellade der Schleifer war ein wichtiges Objekt. Sie stellt die Arbeit der Schleifer dar und erinnerte an einen religiösen Flügelaltar.
Seit 1596 galt die Malerei in Nürnberg als Handwerk. Der Beruf des Malers wurde nun ähnlich geregelt wie andere Handwerke. Maler, wie hier Andreas Held, mussten vier Jahre als Lehrling und weitere fünf Jahre als Geselle arbeiten. Erst dann konnten sie ihr Meisterstück anfertigen und zum Meister aufsteigen. 1690 wurde Held mit seinem Gemälde von Wildvögeln zum Meister ernannt. Als Meister konnte man maximal zwei Gesellen und einen Lehrling beschäftigen.
Zuvor zählte die Malerei zu den sogenannten Freien Künsten. Die Freien Künste standen dem geschworenen Handwerk gegenüber und waren nicht auf Künstler im heutigen Sinn beschränkt. Zu den Freien Künsten zählten auch handwerkliche Berufe, die keine Handwerksordnung hatten. In Nürnberg fielen u. a. Schuster, Schreiner, Plattner und Pfeilmacher darunter. In diesen Berufen durfte jeder arbeiten, ohne dazu bestimmte Voraussetzungen erfüllen zu müssen. Im 16. Jh. bemühten sich die Maler deshalb um eine feste Ordnung, die ihnen Schutz vor auswärtiger Konkurrenz und vor Dilettanten aus anderen Handwerksbereichen bieten sollte. Dies wurde besonders wichtig, als durch die Reformation Aufträge für religiöse Malereien einbrachen.

Auch Frauen stand das Handwerk der Malerei offen. Die „Maler-Ordnung“ der Flachmaler gestattete es jedoch nur Männern, mit Öl auf Leinwand zu malen und sicherte ihnen damit jene Aufträge, die Ansehen und gute Verdienste versprachen. Frauen hingegen mussten sich mit kleinen Formaten sowie Aquarell- oder Deckfarbenmalerei auf Papier zufriedengeben.
Ein Lebkuchenmodel ist eine Form, die zum Backen von Lebkuchen genutzt wird. Traditionell werden Lebkuchenmodeln oft für die Herstellung von Lebkuchen verwendet, die für bestimmte Anlässe wie Weihnachten oder auch Hochzeiten dekoriert werden.
Die Nürnberger Lebkuchentradition war eng mit Nürnbergs Stellung als Handelsmetropole verbunden. Durch das große Handelsnetz konnten schon früh exotische Gewürze importiert werden. Doch neben Zimt, Kardamom und Nelken ist auch der Honig eine wichtige Zutat. Nürnberg war von Wald umgeben. In ihm schwirrten viele Wildbienen, deren Honig die sogenannten Zeidler in der Nürnberger Umgebung ernteten. Die Bienen gehörten rechtlich dem Kaiser. Deswegen standen auch die Zeidler unter kaiserlicher Kontrolle.

Ein Hinweis darauf finden Sie auch auf dem Kaiserthron im Raum „Der Kaiser und seine Stadt“: Ein Zeidler mit Armbrust ist unter der Sitzfläche abgebildet.
Das Lebküchner-Handwerk galt erst ab 1643 als Handwerk, davor zählte es zu den aus damaliger Sicht schlechter gestellten Freien Künsten und wurde von Bäckern betrieben.
STADTMUSEUM IM FEMBO-HAUS
MEDIENGUIDE